- Ramuz
- Ramuz[ra'my], Charles Ferdinand, schweizerischer Schriftsteller französischer Sprache, * Lausanne 24. 9. 1878, ✝ Pully 23. 5. 1947; lebte 1902-14 in Paris, wo er seine ersten Gedichtbände und Romane veröffentlichte (autobiographisch verarbeitet in dem Roman »Aimé Pache, peintre vaudois«, 1911; deutsch »Aimé Pache, ein waadtländischer Maler«). Ramuz' Bemühen galt seit Beginn seiner literarischen Laufbahn einer eigenständigen schweizerischen Literatur französischer Sprache, theoretisch formuliert in dem Essay »Raison d'être« (publiziert 1912 in der von Ramuz gegründeten Zeitschrift »Cahiers vaudois«). Alle Werke Ramuz' künden von der engen Bindung des Autors an die bäuerliche Welt der Westschweiz, ohne den konventionellen Mustern der Heimatliteratur zu folgen. Ihr großes Thema ist der aussichtslose Kampf des Menschen gegen die übermächtige Natur (Romane »La grande peur dans la montagne«, 1925, deutsch »Das große Grauen in den Bergen«; »Derborence«, 1934, deutsch »Der Bergsturz«). Auf psychologischer Motivierung verzichtend, zeichnet er, zuweilen mythisch überhöht, Sprache und Sitten einer archaischen Welt nach. Dennoch weisen seine Reflexion über das Schreiben, sein Bemühen um Reduzierung der Sprache auf das Wesentliche weit in die moderne Literatur. Ausdruck der Suche nach neuen künstlerischen Möglichkeiten ist auch der lyrische Text »Histoire du soldat« (1918; deutsch »Geschichte vom Soldaten«; vertont von I. Strawinsky).Weitere Werke: Romane: Jean-Luc persécuté (1909; deutsch Hans-Lukas der Verfolgte); Vie de Samuel Belet (1913; deutsch Samuel Belet); Le règne de l'esprit malin (1917; deutsch Das Regiment des Bösen); L'amour du monde (1925); Farinet. Ou, La fausse monnaie (1932; deutsch Farinet oder das falsche Geld).Ausgaben: C.-F. Ramuz, ses amis et son temps, herausgegeben von G. Guisan, 6 Bände (1967-70); Œuvres complètes, herausgegeben von R. Roud u. a., 20 Bände (1967-68); Critiques d'art, herausgegeben von D. Jakubec (1994); Critiques littéraires, herausgegeben von J. Meizoz (1997).Werke in 6 Bänden, herausgegeben von W. Günther u. a. (1972-78); Pastorale. Erzählungen, übersetzt von P. Sidler (1994).W. Günther: C. F. R. Wesen, Werk, Kunst (Bern 1948);G. Guisan: C. F. R. (Paris 1966);G. Froidevaux: L'art et la vie. L'esthétique de C. F. R. entre le symbolisme et les avant-gardes (Lausanne 1982);Ich bin R. - nichts weiter. Materialien zu Leben u. Werk, hg. v. G. Froidevaux (a. d. Frz., Zürich 1987);J. Meizoz: R. Un passager clandestin des lettres françaises (Genf 1997).
Universal-Lexikon. 2012.